Kolumne
Es geht Ende Jahr zu. Weihnachten steht vor der Tür und damit klingeln nochmals heftig die Kassen. Der 13. Monatslohn ist auf dem Konto und nochmals werden die «Milchkühe» gemolken. Auch unsere «Freunde und Helfer» bessern Ende Jahr nochmals ihr Budget auf – so jedenfalls habe ich es alle Jahre wieder beobachtet: Sind die budgetierten Einnahmen noch nicht erreicht, so eignen sich Parkbussen (wie auch Geschwindigkeitsbussen) bestens dazu, das vorgegebene finanzielle Ziel doch noch zu erreichen. Die Kontrollen sind häufiger und wer nicht aufpasst, zahlt eine happige Busse für die Überschreitung der Parkzeit.
Apropos Parkbussen: Kürzlich habe ich in einer Stadt im Mittelland parkiert und wollte ein Ticket lösen gehen. Leider ging das nicht mehr so flott wie ich das eigentlich gewohnt bin: Den Parkingmeter – wie Mani Matter ihn einst in seinem gleichnamigen Lied nannte – mit Münzen füttern, Zettel hinter der Windschutzscheibe deponieren und gut ist. Die Leute standen vor der Parkuhr Schlange. Die vorderste Dame versuchte vergeblich ein Ticket von dem neu digitalisierten Parkometer zu erhalten. Die Parkuhren wurden mit neuen Bedienfronten aufgerüstet, damit unter anderem das bargeldlose Bezahlen möglich ist. Neu muss die Kontrollschildnummer eingegeben werden, «was dank der Debit-Funktion zu einer erhöhten Benutzerakzeptanz führt», liess ich mir erklären. Was es effektiv heisst, weiss ich immer noch nicht und es ist mir auch egal.
Mein Anliegen ist lediglich – wie wohl auch dasjenige der meisten der anderen Automobilisten, die an jenem Samstag ratlos um die neue Parkuhr herumstanden – möglichst schnell und unkompliziert zu einem Parkticket zu gelangen. Die erste Hürde dieses neuen ausgeklügelten Systems ist das Autokennzeichen. Über 50 Prozent aller Autofahrerinnen und Autofahrer wissen ihre Autonummer nämlich nicht auswendig. Die zweite Hürde an jenem Morgen war der neue Automat selber, der das Autokennzeichen nicht akzeptierte und nach Abschluss der ganzen nervenaufreibenden Prozedur verachtungsvoll das Kleingeld wieder ausspuckte. Nach drei Versuchen und einer Schlange von 15 Personen im Rücken, brach ich ziemlich entnervt die Übung ab und rief die Hotline an. Die freundliche Stimme teilte mir mit, dass das System noch nicht ganz «up to date» sei. «Dann kommunizieren Sie das bitte und vergeuden Sie damit nicht die Zeit von anderen Leuten, sie ist nämlich wertvoll», blaffte ich zurück und nannte ihr gleich mein Autokennzeichen, damit ich ja keine Busse bekommen würde. Da die neuen Hightech-Geräte noch nicht ganz in unserem Alltag angekommen sind, konnten an diesem Samstag alle gratis parkieren – eine kleine Entschädigung für die Dreiviertelstunden, die ich vor dieser nicht gerade clever durchdachten Parkuhr vergeudet hatte.
Ich würde mich als fortschrittlicher Mensch bezeichnen, der offen für alles Neue ist und zuerst einmal schaut, zuhört, ausprobiert und darüber nachdenkt, bevor er urteilt. Aber diese neuen Parkuhren sind auf den ersten Blick «neumodischer Schrott», der mir meine kostbare Zeit raubt. Ich will meine altmodischen Münz-Parkuhren zurück! Und da wäre noch die Frage des Datenschutzes, der einem ja bei jeder harmlosen Frage gerne immer wieder unter die Nase gerieben wird. Ich lebe seit Jahren mit dem Prinzip «Big Brother ist watching you» und ich arrangiere mich damit, dass ich immer irgendwo gefilmt, registriert und sonst irgendwie kontrolliert werden – habe ja nichts zu verbergen. Aber wenn ich kurz mein Auto abstellen will, habe ich keine Lust, mich durch einen elektronischen Fragekatalog durchzukämpfen. Das digitale System hat zudem einen weiteren Schwachpunkt: mal abgesehen von der Zeitverschwendung, ist es auch Abzocke ganz nach dem Motto: «Ich bezahle für eine Stunde, fahre dann nach rund 30 Minuten weg und der Nächste darf meine restliche halbe Stunde nicht nutzen, da er nicht dieselbe Autonummer wie ich hat. Demzufolge gibt es eine Busse von 40 Franken. Das heisst konkret, er ist gezwungen, von Anfang an wieder zu bezahlen. Nichts mehr von guter Tat und anderen Mitmenschen einen Gefallen tun.» Ebenso nimmt die «Kiste» Fünfliber gerne an, aber bezahlt kein Rückgeld. So viel zu «die Kasse klingelt nicht nur vor Weihnachten kräftig, sondern künftig wohl das ganze Jahr.»
Herzlichst,
Ihre Corinne Remund,
Verlagsredaktorin