Keine falschen Prioritäten

    Weiterbildung ist kein Projekt, das einfach so «nebenher mitläuft»

    Der Alltag wird bei den meisten Berufsleuten durch das Tagesgeschäft bestimmt und diktiert. Da fällt das Thema Weiterbildung oftmals etwas zurück in der persönlichen Prioritätenliste. Dies, obwohl die (berufliche) Weiterbildung eine Investition in die Zukunft ist. In Anbetracht dessen, spielt das Timing – die Wahl des richtigen Zeitpunktes für die Weiterbildungszeit – eine bedeutende Rolle. Weiterbildung ist nämlich kein Selbstläufer und braucht ein gutes Zeitmanagement.

    (Bild: PEXELS) Timing ist entscheidend: Wer seinen eigenen Karriereweg durchdenkt, wird sich letzten Endes für eine geeignete Weiterbildungsmassnahme entscheiden können, die einen Mehrwert für den beruflichen Lebensweg mitbringt.

    Die Digitalisierung und die Transformation der Arbeitswelten erfordern «neues Know-how» und in vielen Aspekten noch fundiertere Kenntnisse in den diversen Arbeitsbereichen. Umsetzungs- und Anwenderkompetenzen sind in allen Branchen gefragt. Da gilt es am Ball zu bleiben und nicht den Anschluss zu verlieren. Mit einer Weiterbildung kann man einer Karriere wieder neuen Schub geben. Oder man eröffnet sich Perspektiven und Chancen. So ist unter anderem entscheidend, dass die Weiterbildungsmassnahme für das Erreichen eines bestimmten Ziels dient und nicht etwa zum Selbstzweck wird.

    In der Regel jedoch ist Weiterbildung bei den meisten berufstätigen Menschen bezüglich des zu investierenden Zeitfaktors eine zusätzliche Belastung. Und so hört man immer wieder an Seminaren folgende Aussagen: «Heute müsste ich etwas früher gehen, ich habe noch einen wichtigen Termin im Geschäft». Oder: «Leider konnte ich den Vorbereitungsauftrag nicht erledigen. Wissen Sie, bei uns in der Firma geht es aktuell drunter und drüber.»

    Lerninhalte ins Arbeitsfeld übertragen
    Aber: gerade Lernen braucht Zeit. Und diese Zeit ist sehr gut investiert. Besonders, wenn es um eine Teilnahme an einem berufsbegleitenden Lehrgang geht, wo man sehr stark vom praxisbezogen vermittelten Know-how profitieren kann. Daniel Herzog, CEO der Lernwerkstatt Olten als grösste Anbieterin von Lehrgängen für Erwachsenenbildung, Coaching und Mentoring, ist überzeugt: «Wer sich intensiv und aktiv mit neuen Lerninhalten beschäftigt, wird einen nachhaltigen Lernerfolg erzielen. Diese Lernerlebnisse erzeugen zusätzliche Motivation und Spass am Lernen.» Schätzungen gehen davon aus, dass nur etwa 20 Prozent der Lerninhalte ins Arbeitsfeld übertragen werden. Fehlende Zeit ist eine der Gründe für diesen mangelnden Lerntransfer.
    Ist jetzt der richtige

    Zeitpunkt und habe ich genügend Zeit?
    Und: Lernen ist ein Prozess. Ein Beispiel: Wie viele der Vokabeln, welche man kurz vor der Prüfung ins Kurzeitgedächtnis geprügelt hat, kennt man jeweils am folgenden Tag noch? Erfolgreiches Lernen braucht Wiederholung und Praxisanwendung. Ergo, muss man sich zwei Fragen vor dem Weiterbildungsentscheid stellen: Ist jetzt der richtige Zeitpunkt und habe ich genügend Zeit?

    Daniel Herzog: «Den grössten Lernerfolg erzielt man, wenn ein grosser Teil der Lerninhalte in der täglichen Arbeit und in Projekten unmittelbar angewendet werden können. Lernen auf Reserve macht wenig Sinn. Und: Wenn man zwei kleine Kinder hat, gerade ein Haus bauen möchte und auf den Ironman auf Hawaii hin trainiert, sollte die Weiterbildung vielleicht besser noch warten.» Die Worklife-Balance ist gerade in Weiterbildungs-Phasen besonders wichtig. Ideal ist es, wenn Seminartage als Auszeit vom manchmal hektischen Alltag angesehen und so wahrgenommen werden könnten und statt früher zu gehen noch Zeit bliebe für ein anschliessendes Bier mit den anderen Teilnehmenden inklusive Netzwerken. Diese Aspekte werden häufig auch als besonders nachhaltig empfunden.

    Auch verschiedene Karrierestufen und -phasen sollten bei der Planung berücksichtigt werden. So eignen sich einige Karrierephasen besonders gut, um sich weiterzubilden, wie zum Beispiel nach einem Studienabbruch, einer längeren Erwerbsunterbrechung oder für Arbeitnehmende der Altersgruppe 50plus. Unüberlegte Handlungen, in denen wahllos ein beliebiger Kurs belegt wird, nur um einen bestimmten Zeitraum zu überbrücken, sind weder zielführend noch sinnvoll. Nur wer seinen eigenen Karriereweg im Vorfeld ausreichend durchdenkt und eventuell auch gewisse Tatsachen und aktuelle Aufgabengebiete infrage stellt, wird sich letzten Endes für eine Weiterbildungsmassnahme entscheiden können, die einen Mehrwert für den beruflichen Lebensweg mitbringt. Ebenfalls wichtig: Lebens- oder Ehepartner, die Kinder oder der Freundeskreis können eine gute Unterstützung sein.

    JoW


    Kostenlose Ratgeber

    • Karriere-Ratgeber zu Aus- und Weiterbildungen in der beruflichen Erwachsenenbildung
    • Karriere-Ratgeber zu Coaching, Mentoring und Supervision
    • Ratgeber zur Wahl des richtigen Seminaranbieters

    www.lernwerkstatt.ch/ratgeber


    Zeit für Weiterbildung – 10 Praxistipps

    Zeitplan erstellen

    • Erstellen sie ein Zeitbudget und einen Zeitplan mit Teilzielen.
    • Das Einhalten des Zeitplanes erfordert eine gewisse Selbstdisziplin.

    Genügend Zeit einsetzen

    • Schätzen Sie den Zeitbedarf zur Erreichung der Lernziele realistisch ein.
    • Setzen Sie Termine.

    Gleichbleibende Lernzeiten

    • Definieren Sie gleichbleibende Lernzeiten.
    • Berücksichtigen Sie dabei Ihre Leistungskurve, indem Sie sich überlegen, zu welcher Tages- oder Nachtzeit Sie am Produktivsten sind.

    Prioritäten setzen

    • Konzentrieren Sie Ihre Kräfte auf das Wesentliche.
    • Beachten Sie das Pareto-Prinzip (mit 20% des Gesamtaufwandes erreichen Sie 80% des Ergebnisses).

    Kein Lernmarathon

    • Verteilen Sie Ihre Lernaktivitäten auf eine längere Phase.
    • Machen Sie bei längeren Lernaktivitäten mindestens stündlich eine Kurzpause von fünf bis zehn Minuten.

    Leerzeiten nutzen

    • Nutzen Sie Leerzeiten wie den Arbeitsweg für Lernaktivitäten.
    • Kombinieren Sie tägliche Routinen wie Joggen, Duschen oder Haare trocknen mit Lernaktivitäten, denn auch nachdenken und reflektieren ist Lernen.

    Lernen im Schlaf

    • Gehen Sie unmittelbar vor dem Schlafen wichtige Notizen, Zusammenfassungen nochmals durch.
    • Ihr Unterbewusstsein arbeitet für Sie weiter.

    Nichts hinausschieben

    • Gliedern Sie die Lernaktivitäten in Teilaufgaben und beginnen Sie allenfalls mit etwas Leichteren oder Angenehmeren.
    • Belohnen Sie sich, nachdem Sie etwas erledigt haben.

    Zeit analysieren

    • Führen Sie ein bis zwei Wochen Buch über Ihre Tätigkeiten (Privat, Beruf, Schule).
    • Suchen Sie Ihre «Zeitverschwender» und überlegen Sie sich anschliessend Massnahmen, um diese zu bekämpfen.

    Erfolge feiern

    • Seien Sie stolz auf das Erreichte.
    • Feiern Sie Ihre Erfolge.

    In Anlehnung an Metzger, Christoph: Wie lerne ich?

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