Mit spitzer Feder …
«Im Namen Gottes des Allmächtigen!» So lautet seit 1848 der erste Satz in der Bundesverfassung. Die ehrfürchtigen Worte zeigen, dass auch in einem (vermeintlich) säkulären Staat des 21. Jahrhunderts der Religion durchaus politische Bedeutung zukommt. Dies sehen allerdings nicht alle so. Vornehmlich linke Politiker stören sich am Gottesbezug, der seit Jahrhunderten für den schweizerischen Freiheitswillen steht und wollen die Anrufung des Allmächtigen aus der Verfassung streichen. So forderte SP-Nationalrat Fabian Molina kürzlich in einer Motion den Bezug zu Gott und zur Schöpfung aus der Präambel der Bundesverfassung zu streichen. Eine Generation früher spottete ein SP-Nationalrat schon, die Verfassung unter den Namen Gottes zu stellen sei anmassend.
Neben der Schweiz haben in Europa nur Irland und Griechenland eine Gottesanrufung in der Verfassung. Als in Europa noch Monarchen vor Gottes Gnaden regierten, hatte die Schweiz schon eine liberale Verfassung. Für die alten Eidgenossen war Gott der Schirmherr ihrer Freiheit. Gott und Freiheit waren für sie wie auch mich kein Widerspruch – im Gegenteil. Im Gottesbezug kommt der schweizerische Freiheitswille zum Ausdruck. Für mich ist zudem der Bezug zu Gott eine unverzichtbare Rückbesinnung auf die christlichen Werte unseres Landes und damit auf die Verankerung im gemeinsamen Wertefundament, das unsere Gesellschaft zusammenhält. Auf diesen Werten basiert der Humanismus, die Aufklärung sowie die Menschen- und Grundrechte. Und diese gelten für alle Menschen. Zudem haben das Christentum und seinen Traditionen einen wesentlichen – wenn nicht gar entscheidenden Anteil an der Formung unserer Lebensart, unsers Denkens und unserer Moralvorstellungen. Streichen wir diesen Bezug aus der Verfassung, signalisieren wir, dass wir letztlich eine Gott-lose Gesellschaft wollen, die ohne diese Werte auskommen soll. Trennung von Kirche und Staat ist ja gegeben. Gerade angesichts der zunehmenden Polarisierung, Dogmatisierung und Blockade in Gesellschaft und Politik ist es wichtig, am gemeinsamen Wertfundament festzuhalten. Übrigens viele Kantone beziehen sich in ihrer Verfassung auf den Allerhöchsten, es entspricht einer alten Tradition.
Ich finde es wirklich bemerkenswert, dass bis heute der Gottesbezug in einem Rechtsdokument beibehalten wurde, das den Aufbau der Schweiz grundlegend ordnet. Verständlich ist auch, dass dieser Anfang bei der Totalrevision 1999 sehr umstritten war. Denn nicht jeder kann mit dem Wort Gottes etwas anfangen, schon gar nicht, wenn er «Allmächtiger» genannt wird. Für mich macht dies aber für die ganze Verfassung trotzdem Sinn. Denn so wird klar kommuniziert, dass die Macht der Politik und der Politiker nie absolut gesetzt werden darf, sondern begrenzt ist und eingebettet in übergeordneten Interessen. Wenn Politiker das Wort Gott zu oft und zu leichtfertig in den Mund nehmen – wie dies in den USA oft der Fall war – machen sie sich verdächtig. Es ist Missbrauch des Namen Gottes, wenn man sich wie Donald Trump zur Machtdemonstration vor einer Kirche mit einer Bibel in der Hand fotografieren lässt, um den Mob zu beeindrucken. Aber wenn im Namen Gottes an die Grenzen der politischen Macht erinnert wird, scheint mir das gerechtfertigt. Selbstverständlich darf auch der Glaube in der Politik eine Rolle spielen. Denn die Schweiz ist ein Land mit einer prägenden christlichen Tradition. Und selbst Nichtchristen und Ungläubige sind durch die Geistesgeschichte dieses wunderbaren Landes geprägt. Zudem: Gott – die himmlischen Mächte – sind Liebe, eine starke, positive Energie. Und der Glaube daran, kann Berge versetzen, auch in der Politik. Und deshalb darf diese Anrufung Gottes des Allmächtigen nicht aus der Verfassung gestrichen werden. Unser Land stand bis jetzt im Vergleich mit der restlichen Welt immer unter einem guten Stern. Denn, wenn diese positive Kraft, die wir Gott nennen mögen, allmächtig ist, kann kein Mensch, keine Partei und kein Staat allmächtig sein. Das 20. Jahrhundert zeigte uns, was passieren kann, wenn die höchste Autorität nicht mehr im Himmel, sondern von dieser Welt ist. Totalitäre Ideologien, eigentliche Ersatzreligionen wie Kommunismus und Nationalsozialismus bereiteten sich aus.
Wir täten auch jetzt gut daran, in dieser Pandemie auf die Liebe Gottes, auf diese positive Kraftquelle zu setzen und zu vertrauen. Mit Demut und Dankbarkeit Diskussionen zu führen und wichtige Entscheidungen zu treffen. Sie sollte unser Kompass sein in diesem heftigen Sturm. Denn ich bin überzeugt, es gibt kein besserer Navigator als die Liebe Gottes, als die Kraft dieser himmlischen Energien!
Herzlichst,
Ihre Corinne Remund
Verlagsredaktorin